Rudolf J. Kaltenbach (*1956 Hochheim am Main, lebt
und arbeitet
in Berlin):
Himmelsstein (2010)
»Der Ausgang ist oft nicht vorhersehbar - Ich folge vorgegebenen Spuren, sei es im Stein oder an den Orten, an denen ich arbeite.« [Rudolf J. Kaltenbach]
Beim abgebildeten "Himmelsstein" war es wohl das faszinierende Blau des Steins, das Kaltenbach veranlasste, den Stein zu "öffnen", um den Betrachter in das Innere des Steins blicken zu lassen. Auf der Freilichtausstellung "Skulpturen im Park" 2010 zog der blaue Stein viele Augen und Hände auf sich und am Ende wählten die Besucher ihn zum Favoriten der Schau: Kaltenbach erhielt den Publikumspreis. Seit Frühjahr 2012 nun schmückt der Himmelsstein - als Leihgabe des Künstlers - den Verkehrskreisel am Vitrolles-Ring Ecke Zillerring.
Der Stein (150 x 180 x 150 cm) ist ein Azul Do Macaubas, ein sehr beständiger Quarzit. Durch Mineralien erhält er seine blaue Färbung. Er ist sieben- bis achtmal so teuer wie übliche Steine und damit gewissermaßen der Bentley unter den Steinen. Und er hat einen weiten Weg hinter sich: von Brasilien per Schiff über Antwerpen bis Bremen und dann weiter per Zug bis nach Brück in Brandenburg, wo ihn Kaltenbach bei der Firma REXGRANIT bearbeitete. Die scharfen horizontalen und vertikalen Schnitte, mit der Diamantseilsäge gesägt, sind dabei Teil des Konzepts von Rudolf J. Kaltenbach, das eine klare Geometrie einerseits und die natürlichen Gegebenheiten des individuellen Steins andererseits zur Deckung bringt.
Der 1956 in Hochheim am Main geborene Künstler ist freischaffender Bildhauer und Dozent in Bildhauerei und lebt und arbeitet in Berlin. Zusammen mit Silvia Christine Fohrer initiierte und realisierte er seit 2001 "Steine ohne Grenzen": eine Folge von Bildhauersymposien in Berlin und von Berlin aus nach Brandenburg. Über 130 Künstlerinnen und Künstler nahmen bislang teil. Die auf den Workshops entstandenen Steine bleiben in der Landschaft zurück - als Zeichen für grenzüberschreitenden Frieden, Gleichheit und Menschlichkeit. "Steine ohne Grenzen" ist seit 2012 Partner der "Europäischen Straße des Friedens" - ein völkerverbindendes Band von Skulpturenensembles von Paris nach Moskau in Gedenken an und nach einer Idee des Bildhauers und Malers Otto Freundlich, der 1943 im Konzentrationslager Sobibor von den Nazis ermordet wurde.
Im März 2021 verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Kaltenbach das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Bei der Übergabe im Juni 2021 würdigte der Staatssekretär für Kultur, Dr. Torsten Wöhlert, Kaltenbach in seiner Laudatio: „Sie setzen sich ehrenamtlich äußerst engagiert für eine sichtbare und beständige Erinnerungskultur ein. Sie verbinden Ihr eigenes Ideal einer sozial eingebundenen, ethisch verpflichtenden Kunst konsequent mit Projekten für Vielfalt und Demokratie und setzen so ein dauerhaftes Zeichen für ein Miteinander der Kulturen.“
[Foto: © 5/2012 tew. Alle Rechte vorbehalten]