SkulpTour Mörfelden-Walldorf

Ingrid Hornef (*1940 Friedberg, wohnt und arbeitet
in Hofheim am Taunus und Bages/Frankreich): Blaue Blume (2008)

Ca. 130 Holzpfähle, 55 cm hoch, insgesamt ca. 7 m Durchmesser.
Außer 2008 beim Skulpturenwettbewerb "Skulpturen im Park" im Bürgerpark Mörfelden war die Blaue Blume 2005 in Darmstadt ("Vogelfrei" - Paradiesgärten) und 2006 im Schlosspark Köln-Stammheim zu sehen. Standort: zwischen Züricher Straße und Savoyen-Ring, Walldorf, jeweils im Sommer; mindestens seit 2020 nicht mehr aufgebaut.

Ingrid Hornef arbeitet mit Stein, Holz und Eisen. Ihr Werk umfasst Skulpturen, Objekte und Installationen. Seit 1985 freischaffend, wandte sich Hornef Mitte der 1990er Jahre der Konkreten Kunst zu, also einer Kunstrichtung, die von der Natur als Vorbild bewusst abrückt und auch den subjektiven Einfluss durch den Künstler zu minimieren sucht. Vielmehr konzentriert sie sich auf die Eigenwerte von Form und Farbe und ihr Zusammenspiel, wobei der Bildkomposition zumeist geometrische oder formal-logische Strukturelemente zugrunde liegen. Deutlich wird das an Hornefs Reliefs auf schwarz gehaltenen MDF-Holzplatten (MDF = mitteldichte Faserplatten): Hornef versieht sie an den Eckpunkten einer feinen weißen Linie mit Bohrungen, in die sie weiß gefasste Holzdübel und Zahnstocher steckt. Hornef ist Mitglied der „Gruppe Konkret“ und des Salon des Réalités Nouvelles in Paris. Sie stellt vor allem in Deutschland und Frankreich aus und engagiert sich zudem in der Völkerverständigung.

Die „Blaue Blume" aus Novalis' Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen" ist das zentrale Symbol der Epoche der Romantik. Sie steht für den geheimnisvollen Traum, für die Sehnsucht auf Erfüllung, für eine tiefe Ergriffenheit von der allumfassenden Totalität der Unendlichkeit.

»Er sah nichts als die blaue Blume, und betrachtete sie
lange mit unnennbarer Zärtlichkeit.«
[Novalis, 1772 - 1801]

Verstärkt durch den Widerspruch zwischen den Freiheitsidealen der Französischen Revolution und der gesellschaftlichen Realität, standen in der Romantik Subjektivität und Empfindsamkeit im Mittelpunkt. Gegen die Rationalität in der Aufklärung stellte Jean Jaques Rousseau Herz und Gefühl. Im Inneren, im Unbewussten suchte der Mensch sich selbst zu finden. Die fremde Natur ist seine Echo-Kammer. „Und wer die blaue Blume finden will, der muss ein Wandervogel sein.“ Als Kunst im öffentlichen Raum fragt Hornefs Blaue Blume - aus 6 Kreisbögen konstruiert - nach unserem heutigen Verständnis von Natur, unserem Verhältnis zur Natur, unserem Umgang mit der Natur. Mehr: [ Simone Malaguti: Die Suche nach dem Glück in der deutschen Literatur. Zur Bedeutung der blauen Blume in Novalis’ Heinrich von Ofterdingen. Pandaemonium germanicum 9/2005 ] [ Die blaue Blume der Romantik. 4-teilige Vortragsreihe der Volkshochschule Kamen-Bönen, 2003 ]

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 2009 Ingrid Hornef. Alle Rechte vorbehalten]