Figurative Abstraktion

Fritz Wotruba (*1907 Wien †1975 ebd.):
Richard-Wagner-Denkmal (1970)

Bronze, 340 cm hoch.
Inschrift: "Dem Genius Richard Wagner von seinem Mainzer Verlag B. Schott`s Söhne". Auftrag 1968, gestiftet 1970 aus Anlass des 200jährigen Bestehens des Verlages B. Schott`s Söhne. Schott Music GmbH & Co. KG ist der zweitälteste heute noch bestehende Musikverlag. Bei Schott wurde unter anderem das gesamte kompositorische Werk von Richard Wagner ediert, wodurch der Verlag Weltgeltung erreichte. Standort: Rheinuferpromenade, am Eingang zur Rheingoldhalle, Mainz. Am 12. Juni 1970 aufgestellt.

Rätselhaft und vielschichtig wie der Komponist selbst gerät sein Richard-Wagner-Denkmal (1970) in Mainz. Deutlicher als seine Skulpturen vielleicht gibt Wotrubas Entwurf für die Dreifaltigkeitskirche im Wiener Stadtteil Mauer, 1964 präsentiert, Aufschluss. (Wegen des großen Widerstands wurde das brutalistische Bauwerk erst 1974 begonnen und 1976 fertiggestellt.) Der Bau besteht aus 152 riesigen Betonblöcken, dazwischen - Offenheit. Anstelle einer äußeren Form, die sich selbst zur Schau stellt, setzt Wotruba dem Uneindeutig-Vielschichtigen, dem Suchen, dem Sich-Öffnen, dem Ausgreifen und auch der Gemeinschaft der Ungleichen ein Denkmal. Die äußere "Form" weist nicht gen Himmel, noch weniger weist sie ab. Vielmehr macht sie neugierig, näher zu treten, neugierig auf das Innere, lädt ein, sich einzulassen. Wenn die äußere Form sich aber auflöst - wird sie damit nicht zum Bild für Entselbstung, also ein Bild für Hingabe, für Humanität, für Spiritualität?

[Foto: © 11/2009 tew. Alle Rechte vorbehalten]