Figurative Abstraktion

Fritz Wotruba (*1907 Wien †1975 ebd.):
Große Figur (1965)

Standort: Austria Center, Wien

Eine ganze Künstlergenerationen beeinflusste Wotruba, zahlreich sind seine Schüler (u.a. Joannis Avramidis, Wander Bertoni, Makoto Fujiwara, Alfred Hrdlicka), international waren seine Ausstellungen - selbst nach seinem Tod. Und das, obwohl sein Werk, gerade in den 1960er Jahren, neben den großen Kunstströmungen seiner Zeit steht. Wotruba kehrte 1945 aus dem schweizer Exil zurück nach Wien, dem Ruf an die Akademie der bildenden Künste folgend, wo er dann die Meisterklasse leitete.

»Der beinahe sinnliche Reiz der Zerstörung lässt bald nach. Es ist nicht meine Aufgabe, dieser Vergänglichkeit mehr Bedeutung zu geben, als sie schon in der Literatur, im Drama und im Film erhält. Mir geht es um die Figur, um die Statuarik, die Statik, das Maß, die Balance und um die Einheit.«
[Fritz Wotruba, 1945]

Wotruba kommt vom Stein her - was Spielerisches eher ausschließt. 1946, mit der Großen Stehenden, löste er sich von der anatomischen Gestaltungsweise; Struktur und Tektonik bestimmen nun mehr und mehr sein Werk. Zunächst löste die äußere Form seiner Figuren sich entsprechend der kubistischen Formensprache auf, Blöcke türmen sich auf - der Mensch: rätselhaft. Zu einer gewissen Ganzheit gelangt die Figur nur mehr im Kopf des Betrachters, um am Ende doch unergründlich zu bleiben. Über die „Röhrenfiguren“ aus zylindrischen Gliedern der späten 1940er Jahre und „Säulenfiguren“ ab 1954 entstehen ab 1958 die „Pfeilerfiguren“, zu denen etwa die Stehende Figur (mit erhobenen Armen) (1958) gehört [siehe sculptures & paintings - Österreichische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts im internationalen Kontext (PDF), S. 11f] oder auch die Stehende Figur (1959) am Städel, Frankfurt am Main, oder die Stehende Figur (1970) in Hannover. "Verdichtete, hermetische Formen" [Werner Hofmann] - die zu eindringlichen inneren Bildern geraten. Dabei sind die Arbeiten auf ein harmonisches Gesamtbild hin angelegt. Alle Teile - ungeachtet ihrer massiven Präsenz im Einzelnen - sind fein austariert in ihrer Wirkung zum Ganzen hin. (Man vergleiche auch bei Hans Steinbrenner.)

»Der Wunsch nach dem Absoluten muss bei dieser Arbeitsweise [taille directe] lange unterdrückt werden, denn das Absolute und das Orthodoxe setzen Reduktion und Askese voraus, vielleicht das letzte Mittel, Kunst zum Blühen zu bringen.«
[Fritz Wotruba]

1948 wird Wotruba der Preis der Stadt Wien verliehen. Bereits 1955 erhält er den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst sowie den Gustav-Klimt-Preis der Secession. 1971 wird ihm das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst zuteil.

[Foto: 4/2016 Piotr Panek, Wikimedia Commons. Lizenz: Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen]