Diálogo - Tolerancia (Toleranz durch Dialog) (1992/93)
Corten-Stahl, geschmiedet, 111 x 132 x 286 und 112 x 135 x 292 cm.
Standort: Münster, Platz des Westfälischen Friedens, im Innenhof des Rathauses.
Auftrag der Stadt anlässlich des 1200-jährigen Stadtjubiläums.
Im sogenannen Friedenssaal des Rathauses wurde 1648 der Westfälische Friede geschlossen.
Die Skulptur wurde 1993 aufgestellt - 350 Jahre nach Beginn der Friedensverhandlungen.
Fünf Jahre hatten die Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster angedauert,
bei denen nahezu alle großen europäischen Mächte vertreten waren.
Die schließlich 1648 im Namen von Kaiser Ferdinand III.
und König Ludwig XIV. von Frankreich bzw. Königin Christina von Schweden in Münster unterzeichneten Waffenstillstandsverträge
beendeten den Dreißigjährigen Krieg und schufen eine neue Ordnung zwischen den Nationen und Konfessionen.
Chillida war 1987 zu den Skulptur-Projekten Münster eingeladen worden. Bei einem Empfang der Künstler im Friedenssaal des Rathauses war er von der authentischen ehemaligen Ratskammer und seiner historischen Bedeutung tief beeindruckt. Er sprach vom Westfälischen Frieden als »ersten Stein der europäischen Toleranz«. 1992 führte Chillida sodann eine Reihe von Maquetten für das Denkmal aus. Man mag in den beiden Bänken aus massivem Stahl das Gewicht der je eigenen Positionen der Verhandlungspartner repräsentiert sehen. Entscheidend jedoch ist die Bereitschaft, sich auf einer Ebene mit dem Verhandlungspartner einzulassen. (Der Hof wurde übrigens auf Wunsch von Chillida vor der Aufstellung um etwa einen halben Meter abgesenkt.) Die beiden Bänke schauen sich an, so wie die Verhandlungspartner sich gegenseitig ernst nehmen müssen, um einen gemeinsamen Erfolg möglich zu machen. Das leichte Schweben der beiden Bänke sowie die leicht geneigten Rücklehnen der Bänke verstärken den Eindruck, dass beide Bänke - stellvertretend für die beiden Verhandlungspartner - in ein und den selben geistigen Raum eingebettet sind.
»Jede meiner beiden Münsteraner Bänke wiegt über 9000 kg.
Um die von mir gewünschte Beziehung dieser Skulpturen
mit dem Raum, mit dem Kosmos, deutlich werden zu lassen,
benötigt man einfach dieses Gewicht.«
[Eduardo Chillida, zitiert nach Ludger Mees / Lontxo Oiharzabal:
Toleranz durch Dialog schaffen. In: Kirche + Leben, 25. 4. 1993]
Sabine Maria Schmidt [Schmidt 2000] vergleicht Chillidas Denkmal Toleranz durch Dialog mit dem Tisch des Schweigens (1938) von Constantin Brâncusi: Beide Denkmäler schüfen in einer
»(...) allgemeinverständlichen bildnerischen Sprache eine inhaltliche Aussage,
die alle tradierten nationalen und kulturellen Grenzen
sprengt und verbindlich wirkt, weil sie menschlich im weitesten Sinne des Wortes ist.«
[Siegfried Salzmann: Das skulpturale Ensemble von Tirju-Jiu,
in: Constantin Brancusi - Plastiken, Zeichnungen. Ausstellungskatalog, Duisburg, 1976, S. 88]
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