SkulpTour Düsseldorf

Josef Neuhaus (*1923 Essen †1999 Neuss): Schiene (1986)

Edelstahl. Standort: Hansaallee 1, Rheinbahnhaus. Die "Schiene", ein schlichtes schmales Hochrechteck mit einem vertikalen Spalt mittig in der Frontseite als künstlerischer Kommentar vor dem Verwaltungsgebäude der Düsseldorfer Straßenbahngesellschaft.

Neuhaus ist einer der bekanntesten Neusser Künstler, seine Skulpturen stehen an zahlreichen Plätzen im öffentlichen Raum der Stadt Neuss. Er studierte 1945 bis 1950 an der Kunstakademie Düsseldorf und arbeitete danach als freischaffender Bildhauer in Neuss. Vielen Zentren der modernen Skulptur, insbesondere der Konkreten Kunst, in Deutschland und in der Schweiz widmeten ihm Einzelausstellungen.

»Die Objekte von Neuhaus stiften Verwirrung. Ihre lapidare Erscheinung erfordert von uns eine außergewöhnliche Konzentration.« [Eugen Gomringer, zitiert nach Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 6. Aug. 2002]

»Josef Neuhaus erwartet mit seinen sehr kargen und strengen Plastiken vom Betrachter eine (...) geistige Grundhaltung, die der Regel, der Einfachheit und der Askese zugetan sein sollte. Rationale, vordergründige Deutung wird diesem Werk nicht gerecht.« [Siegfried Salzmann, 1980]

»Die Vertraulichkeiten der Nähe, des Anfassens, weisen [die Plastiken] deutlich ab; geradezu etwas von der Würde der Figur scheinen die stelenartigen Blöcke geltend zu machen.«
[Jürgen Morschel, 1980]

»Neuhaus hält mit jedem einzelnen Werk die Zeit an. Das Werk, das Objekt, das Ding hat seine eigene Zeit. Man betritt keine autobiografische Szene, sondern einen strengen, ausschließenden Kunstraum. (...) Anstelle von Materialreiz bieten die Plastiken von Neuhaus gestaltpsychologischen Reiz, der das isolierte Objekt vielleicht stärker an den Betrachter bindet als ein besonders inszeniertes Angebot. (...) Die formalen Mittel, mit denen Neuhaus arbeitet, sind das Volumen, die Öffnung, der Durchbruch, die Nut, die hineingearbeitet ist. Nut oder Durchbruch, beide Möglichkeiten mobilisieren je nach Sehvermögen die sinnlichen Fähigkeiten des Betrachters.«
[Eugen Gomringer, 1980]

»Doch zieht der Augenschein das Gegensatzmoment [von Geschlossenheit und Offenheit] sofort auch wieder in Zweifel; denn wenn der Spalt den Block öffnet, so scheint andererseits die Öffnung dem Block doch auch wiederum gerade erst im tieferen Sinn Geschlossenheit zu geben, indem sie ihm eine Mitte, ein sichtbares und zugleich geheimnisvolles Innere zuteil werden lässt; und umgekehrt scheint die Eingrenzung, das Abschließen durch den Block das Faktum der Offenheit überhaupt erst zu ermöglichen - ohne Abgeschlossenheit wäre Offenheit nichts anderes als Leere.« [Jürgen Morschel, 1980]

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 2012 Dr. Margot Klütsch. Alle Rechte vorbehalten.
Quelle der Zitate: Josef Neuhaus. Plastiken und Reliefs. Hrsg. Wilhelm-Lehmbruck-Museum der Stadt Duisburg, 1980]