SkulpTour Essen

Ulrich Rückriem (*1938 Düsseldorf, lebt in Köln und London):
Dolomit, gespalten, geschnitten (1982)

Dolomit, gespalten, geschnitten, ca. 300 x 110 x 110 cm.
Standort: Museums Folkwang, Bismarckstr., Essen

«Im Konzept aufs Äußerste reduziert und mit der unumstößlichen Präsenz
des Materials Stein treffen in der Kunst von Ulrich Rückriem
die material-körperliche und die intellektuelle Dimension der Kunst
aufs Selbstverständlichste zusammen.»
[Galerie Kewenig, zitiert nach Kölner Stadt-Anzeiger, 2003]

«Ich will eine Ordnung, aber nicht eine direkt sichtbare!
Das ist meine Antwort auf meine Kollegen aus Amerika:
Sol LeWitt, Donald Judd, Carl Andre...»
[Ulrich Rückriem]

Rückriem hatte auf Zollverein einige Jahre lang ein Atelier. Möglicherweise dadurch bedingt, ist er im Stadtraum Essen mit einer relativ großen Zahl von Arbeiten anzutreffen. Ob Block, Stele, Tempel oder - wie hier - die archaische Keil-Form: fast alle großen Werkgruppen kann man in Essen kennenlernen. Rückriems Vorgehen ist bei all seinen Arbeiten gleich: ein Block wird nach einem bestimmten System gespalten (manchmal auch: geschnitten) und die Teile am Ende wieder zum ursprünglichen Block zusammengefügt, verbunden durch ihr Eigengewicht. Die Spuren der Bearbeitung bleiben dabei stets sichtbar: Bohrlöcher und ein haarfeiner Riss etwa zeugen von der Spaltung. Der Betrachter ist aufgefordert, das Vorgehen des Künstlers im Geiste nachzuvollziehen. Wie der Werktitel schon sagt, spaltete Rückriem hier zunächst die Basis ab; sie ragt nur noch ein wenig aus dem Boden heraus. Sodann spaltete er den Block vertikal: eine Hälfte ließ so, wie sie ist, die andere spaltete er noch zwei weitere Male waagerecht und ließ durch vertikale Schnitte Stufen entstehen. Die unterste wird als ruhend wahrgenommen, die oberste als lastend. Man mag die Arbeit als Sinnbild für das Zusammenspiel zwischen Natur hier und Eingriffen durch den Mensch dort lesen.

[Foto: © 7/2008 tew. Alle Rechte vorbehalten]