Ulrich Rückriem - Arbeiten im öffentlichen Raum

Dolomit gespalten (1978)

Dolomit, 2 Elemente, 54 x 163 x 60 cm.
Standort: Schlosspark Haus Weitmar, Bochum.

Sarkophag oder Sitzbank - der Spaziergänger wird sich wundern, was es mit dieser Skulptur auf sich hat. Erst bei näherer Untersuchung wird er der Spuren gewahr, die die Herstellung des Kunstwerks hinterlassen hat. Tatsächlich ist ein guter Teil der Steins in die Erde, gewissermaßen als Sockel, eingelassen. Der aufliegende, quaderförmige Teil wurde in mehreren Schritten ("Teilungen") aus dem ursprünglichen Stein herausgelöst: zunächst wurde der noch ganze Stein horizontal gespalten; dies kann man an der unregelmäßigen, welligen Oberfläche des unregelmäßig-viereckigen Sockels gut zu erkennen. An der oberen Hälfte des Steins wurden sodann die verbleibenden 5 Außenseiten des Quaders durch weitere Spaltvorgänge bzw. Schnitte freigelegt. Zuletzt legte der Künstler den Quader wieder zurück an seine ursprünglich Stelle: sein Eigengewicht hält ihn dort. Es ist nicht nötig, ihn - wie eine Parkbank etwa - am (Beton-)Fundament zu verschrauben. Diese besondere "Parkbank" könnte mithin zwar theoretisch ebenfalls an einen anderen Ort wechseln, doch hat sie gewissermaßen nur hier den ihr eigenen, besonderen Platz: mit perfekter Passung zu dem im Boden verbliebenen Teil ihrer Existenz. Wer mag, kann in dieser Skulptur auch den Lebensweg der Steine, die der Mensch sich zur Nutzung aneignet, veranschaulicht sehen: aus der Erde kommend, wird der individuell geformte Stein - unter großen Verlusten - meist zu einem uniformen Quader, dem Grundbaustein der menschlichen Behausungen, von Mauern, Brücken u.a.

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 3/2011 Klaus Kuliga / artibeau. Alle Rechte vorbehalten]