Stelen und Zeichen

Jochen Gerz (*1940 Berlin, lebt und arbeitet in Sneem/Irland)
und Esther Shalev-Gerz (*1948 Vilnius / Litauen):
Mahnmal gegen den Faschismus (1986)

Quadratische Säule, 12 m hoch, bleiummantelt.
Standort: Rathausplatz Harburg, Harburger Ring Ecke Hölertwiete / Sand. Auftrag: Stadt Hamburg-Harburg.

»Gerz und Shalev-Gerz misstrauen alle definitiven Ausformungen in Bild, Objekt und Sprache und verstehen sich eher als Initiatoren von Prozessen. Sie wollen auch als künstlerische Fachleute keine Stellvertreterschaft für das Gedenken formen und spiegeln deshalb ihren Auftrag zurück an die Auftraggeber: an die hinter den Institutionen stehenden Bürger. Am Ende bleibt, von keinem sichtbaren Artefakt mehr gestützt, bloß der grundlegende Satz: "Nichts kann auf Dauer an unserer Stelle sich gegen das Unrecht erheben."«
[Hajo Schiff, in: Plagemann (Hrsg.): Kunst im öffentlichen Raum Hamburg, 1997]

Das Kunstwerk lud Bürgerinnen und Bürger der Stadt ebenso wie Besucherinnen und Besucher ein, ihre Namen in die Säule einzugravieren, ihre Unterschrift gegen Faschismus zu setzen. Sobald der zugängliche Teil des Monuments mit Unterschriften (und mit Graffiti, und mit Schmähungen) überdeckt war, wurde die Säule ein Stück weiter in den Boden eingelassen. 70.000 Unterschriften kamen auf diese Weise zusammen in der Zeit zwischen der Eröffnung am 10. Oktober 1986 und der vollständigen Versenkung der Säule am 10. November 1993. Seither kann man nur noch von der Fußgängerunterführung aus, durch ein Gitter, einen Blick auf die Säule erhaschen. Mehr: [jochengerz.eu]

[Foto: P.C.-Archiv Hamburg, Wikipedia. Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation]