SkulpTour Nürnberg

Dani Karavan (*1930 Tel Aviv): Straße der Menschenrechte (1988/1993)

Kunst am Bau für das Germanische Nationalmuseum.
Standort: Kartäusergasse.

1988 erteilte eine Jury unter den vier eingegangenen Wettbewerbsvorschlägen dem Entwurf von Karavan den Zuschlag. Sein Konzept besteht aus 28 Säulen aus weißem Beton, einer Säuleneiche, die eine Betonsäule ersetzt, zwei Platten sowie einem Tor, das die Anlage zum Kornmarkt hin abschließt. In die Säulen und die beiden Platten ist je einer der Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte eingraviert - jedes Mal in einer anderen Sprache. Die unterschiedlichen Sprachen erinnern an Menschenrechtsverletzungen - insbesondere an deren Verbreitung - in aller Welt, aber auch an Völker, die Widerstand gegen das Naziregime leisteten.

Die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur machten deutlich, dass Menschenrechte geschützt werden müssen und dass die Weltgemeinschaft hierfür Verantwortung trägt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Vereinten Nationen gegründet, deren Charta als eines der Hauptziele „die Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied (…) des Geschlechts, der Sprache oder der Religion zu fördern und zu festigen“ verkündet. Zur Umsetzung dieses Ziels verabschiedeten die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Seit 1995 verleiht die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Zudem ist Nürnberg Sitz des Nürnberger Menschenrechtszentrums.

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg ist das größte Museum zur Kultur, Kunst und Geschichte des deutschsprachigen Raums. Karavan hat ihm die Säulenreihe ins Mark einbeschrieben: zur einen Seite das ehemalige spätmittelalterliche Kartäuserkloster, auf der anderen Seite der Erweiterungsbau. Die Säulen durchtrennen jedoch nicht. Ebensowenig bilden sie für den Besucher ein "triumpfales Gegenüber": die Säulen tragen keine Sieges- oder Herrschaftssymbole. Ihr Schmucklosigkeit, Unfertigkeit mag daran erinnern, das die Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zunächst nichts weiter als eine zwar allgemeingültige, aber doch abstrakte Idee sind. »Der Betrachter soll (...), indem er den Skulpturenraum betritt, sich bewusst werden, dass er unmittelbar an der Akzeptanz und Einhaltung der Menschenrechte teil hat.«
[Amelie Himmel, in: Moderne Skulptur in Nürnberg, S. 173]

Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die Dani Karavan zuteil wurden, zählen der Goslaer Kaiserring (1996), die Praemium Imperiale (1998) sowie der Piepenbrock Preis für Skulptur (2004).

[Mehr: Straße der Menschenrechte, Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg. 20 Jahre Straße der Menschenrechte, Bayerischer Rundfunk]

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 8/2009 Heinz Theuerkauf. Alle Rechte vorbehalten]