Ruth Kiener-Flamm (*1924 Berlin †2000 Riedering)
/ Peter Schwenk:
Olympische Ringe (1972/2000)
Kinetisches Objekt. Standort: Connollystraße.
Am 29.11.2000 weihte Baureferent Horst Haffner im Auftrag von Oberbürgermeister Christian Ude
die wieder errichtete Schalenplastik der Künstlerin Ruth Kiener-Flamm
ein zweites Mal ein.
Zur Olympiade 1972 war diese Plastik - als Teil des Kunstkonzeptes für das Olympische Dorf -
im Fußgängerbereich der Connollystraße aufgestellt worden.
Die fünf ineinander stehenden Ringe (mit einem Durchmesser von 1,50 m bis 4 m)
bestanden aber noch aus Acrylglas und muteten im Kontrast zur umgebenden Architektur
leicht, beinahe immateriell, an [Abbildung].
Auf einer gemeinsamen vertikalen Achse aus Nirostastahl gelagert,
drehten sie sich, durch einen Motor getrieben, langsam, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten,
sodass sich ein stets sich wandelndes Bild ergab.
Kurze Zeit später war das als Klettergerüst mißbrauchte Objekt aber so beschädigt,
daß sein Motor abgestellt werden mußte. Reparaturen blieben erfolglos,
die Ringe wurden bis auf kümmerliche Reste demoliert.
Kiener-Flamm gab nicht auf.
Sie fand erneut einen Sponsor in der WWK, der Witwen- und Waisenkasse Lebensversicherungs AG
(der „Ur-Sponsor" war seinerzeit BMW),
im Bildhauer Peter Schwenk aus Maitenbreth einen Künstler für die Realisierung,
in Oberbürgermeister Ude einen Befürworter,
im Baureferat des Herrn Haffner den Koordinator für die Rekonstruktion
- diesmal aus leichten Alu-Hohlprofilen.
Kiener-Flamm verstarb im Frühjahr 2000 im hohen Alter von fast 90 Jahren.
Schwenk hatte noch alle Details mit ihr absprechen können;
die WWK zeigte sich großzügig und erhöhte ihre Spende und
das Baureferat schoss aus Mitteln der Stadtbildpflege die Kosten für die Aufstellung zu.
Das jetzt wesentlich leichtere kinetische Objekt ist nicht mehr nur motorisch,
sondern auch von Hand zu betreiben.
[Information: Einwohner-Interessen-Gemeinschaft Olympisches Dorf e.V.]
Kiener-Flamm studierte 1946 bis 1951 an der Akademie der Bildenden Künste München. 1975 wurde Kiener-Flamm der Schwabinger Kunstpreis verliehen, insbesondere für die seit 1968 entstandenen Voll-Plexiglas- und Acryl-Objekte, die den Umraum mit ihren Spektralfarben zum Schwingen bringen, aber auch für die Olympische Ringe. 1997 wurde ihr der Kunstpreis der Stadt Wertingen zuteil, 1990 die Medaille "München leuchtet". Anmerkung: das Münchner Stadtarchiv führt eine Einwohnermeldekarte, auf der als Geburtsdatum für Kiener-Flamm der 8.09.1914 angegeben ist (Information: Axel Walter). Auch Werner Ebnet gibt in "Sie haben in München gelebt: Biografien aus acht Jahrhunderten" als Geburtsjahr von Kiener-Flamm 1914 (in München) an. Das Jahr 1924 und Geburtsort Berlin widerum sind belegt durch Hans Kiessling: Begegnung mit Bildhauern, EOS Verlag, 1982, und Steffi Roettgen (Hrsg.): Skulptur & Plastik auf Münchens Straßen und Plätzen, IDEA Verlag, 2000.
[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 9/2010 Heinz Theuerkauf. Alle Rechte vorbehalten]