max bill - werke im öffentlichen raum

kontinuität (1983-86)

sardinischer granitmonolith, 4.50 m hoch, 80 t schwer.
standort: zunächst vor den zwillingstürmen der konzernzentrale der deutschen bank, taunusanlage, frankfurt am main. wegen renovierung der türme 2007 dann ca. 100 m weiter westlich an der mainzer landstraße aufgestellt, seit herbst 2011 in einer grünanlage mit wasserbecken neben den zwillingstürmen. bill entwickelte die kontinuität 1945 aus dem thema seiner "unendlichen schleifen" heraus, mit dem er sich seit mitte der 1930er jahre beschäftigte. sie besteht aus einem ringförmig verbundenen (zweiseitigen) band. eine erste, "flächigere" version der kontinuität aus stahl, gips und kalkputz war 1947 in zürich ausgestellt und 1948 von vandalen zerstört worden. als die deutsche bank max bill anfang der 1980er jahre auf ihr ansinnen ansprach, eine skulptur vor der konzernzentrale aufstellen zu wollen, schlug bill zunächst vor, den platz leer zu lassen. als man ihn dennoch um vorschläge bat, schlug er eine farbige mosaiksäule vor. schließlich machte er sich doch - wohl wegen der technischen herausforderungen - den vorschlag der berater des vorstands der deutschen bank, eine monumentale version der 40 jahre alten kontinuität zu realisieren, zueigen. die ausführung des projekts nahm drei jahre in anspruch. die steinmetzarbeiten übernahme der belgische bildhauer dominique stroobant. für den stein wurde auf sardinien extra eine straße durch sumpfiges gelände gebaut, um ihn zum meer transportieren zu können. weiterbearbeitet wurde er in carrara. von dort gelangte er per schiff über rotterdam, den rhein und den main nach frankfurt. der band »werner spies: kontinuität - granit-monolith von max bill. hrsg. deutsche bank ag, busche verlagsgesellschaft, dortmund, 1986« ist der entwicklung, ausführung, transport und aufstellung des „größten granit-monolithen seit den ägyptischen“ gewidmet. er liest sich wie ein krimi.

»die kontinuität führt doch eben vor, wie der betrachter von dieser form ständig herausgefordert und verunsichert wird. er steht keinem in sich ruhenden, abgeschlossenen gegenstand gegenüber, sondern eben einem 'nukleus', um den sich unaufhörlich neue seherlebnisse und fragen entwickeln.«
[werner spies (1986), S. 21]

»das ziel der konkreten kunst ist es, gegenstände für den geistigen gebrauch zu entwickeln, ähnlich wie der mensch sich gegenstände schafft für den materiellen gebrauch.« [max bill]

[foto: 9/2009 tew. lizenz: creative commons namensnennung - nicht kommerziell - weitergabe unter gleichen bedingungen]

an ihren ursprünglichen aufstellungsort wird die »kontinuität« nicht mehr zurückkehren, will sich der konzern dort doch in zukunft in einer großen steinplatte, über die wasser fließt, selbst bespiegeln. vielleicht passt »kontinuität« auch einfach nicht mehr zum grenzenlosen wachstum? »konkrete kunst ist in ihrer letzten konsequenz der reine ausdruck von harmonischem maß und gesetz« [max bill 1949]. foto von der skulptur am ursprünglichen standort: sammlung deutsche bank. fotos von der versetzung der skulptur im deutsche bank artmag.