SkulpTour Ludwigshafen am Rhein

Kazuo Katase (*1947 Shizuoka/Japan, lebt und arbeitet
seit 1975 in Kassel): Ring des Seyns (1998/1999)

Fünfteilig. Standort: Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein, Ludwigshafen-Friesenheim. Sein oder Nichtsein, das ist hinter diesen Mauern Tag für Tag die Frage. Was macht ein Stab, den man an eine Wand lehnt? Er fällt nur allzu leicht um. Was macht man mit einem Stab und einem Reif? Man lässt den Reif rotieren - und wie leicht entgleitet er unserer Kontrolle und fliegt davon! Der Kreis - ohne Anfang ohne Ende - ist Sinnbild für die endlose Wiederkehr. In Katases Installation hat der rote Eisenring 10 m Durchmesser. Katase beschäftigt sich intensiv mit dem Zen-Buddhismus.

»Der auratisch pathologischen Ontologie eines Krankenhauses begegnet Katase mit seinem Werktitel Ring des Seyns. Schon das Ypsilon könnte deutlich machen, dass es sich um das humanistisch begründete Sein handelt, wie es seit Hegel bis zur Dudenschen Rechtschreibkanonisierung diskutiert wurde. Die Eingrenzung ist nicht unbedacht, denn in der Zeit danach bäumen sich ontologische Fragestellungen nur noch bis zum frühen Martin Heidegger auf, zerrinnen im französischen Existentialismus und kapitulieren nach den Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki im Osten. Metaphysik, Ontologie und Humanismus können keine plausible Seinserklärung mehr garantieren, sie sind historisch geworden. So ist Katases Ring des Seyns also weit mehr als eine künstlerisch-ästhetische Applikation. Der Künstler entwirft eine Denkinstallation, im Westen Konzept genannt, die überall auf der Welt verstanden werden kann: Paradoxien sind auf einer nichttextualen Ebene lösbar. Einsichten sind keine rational-kausalen Denkgebäude, sondern Augenblicke der Erleuchtung. Abseits jedes Mystizismus', fern von synthetischen Religionen, markieren sie den konzentrierten Punkt äusserster Klarheit.« [Herbert Köhler, 2001]

[Foto: 7/2006 Immanuel Giel, Wikimedia Commons. Lizenz: Public Domain]