SkulpTour Kassel

Joseph Beuys (*1921 Krefeld †1986 Düsseldorf):
7000 Eichen - Aktion Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung
(1982 bis 1987)

Verteilt über das Stadtgebiet von Kassel pflanzte Beuys mit der Hilfe von freiwilligen Helfern im Verlauf mehrerer Jahre 7000 Bäume (zumeist Eichen). Zur documenta 7 hatte er mitten auf dem Friedrichsplatz einen keilförmigen Berg aus Basalt-Stelen aufschütten lassen. Am 16. März 1982 pflanzte er an der Spitze des Keils unmittelbar vor dem Museum Fridericianum den ersten der insgesamt 7000 Bäume, die jeweils zusammen mit einer Basalt-Stele aufgestellt wurden. Erst 5 Jahre später konnte das riesige Projekt posthum abgeschlossen werden: sein Sohn Wenzel pflanzte im Rahmen der documenta 8 den 7000sten Baum 7 m neben den ersten.

Mit rund 2.2 Millionen € war „7000 Eichen“ die größte Aktion in Beuys' Karriere und eine der teuersten Kunst-Aktionen seiner Zeit. Möglich wurde sie durch das exemplarische Zusammenwirken privater und öffentlicher Sponsoren. Neben einem finanziellen Anschub durch die New Yorker Dia Art Foundation suchte der Künstler "Baumpaten", die die Kosten von 500 DM (inklusive Transport, Stein und Pflege) für die Pflanzung eines Baumes trugen. Doch das Drama der Geldbeschaffung zog sich jedoch weiter über das Einschmelzen einer Zarenkrone bis hin zu einem TV-Werbespot für Whisky.

Zum 20. Jahrestag der Pflanzung des ersten Baumes wurde die „Stiftung 7000 Eichen“ gegründet. Das Stiftungskapital stellte die Stadt Kassel zur Verfügung, die damit die Verantwortung für das Geschenk Beuys' an die documenta-Stadt annahm. Jeder beantragte Eingriff in das Kunstwerk muss seither vorab in dem von der Stadt implementierten „Beirat 7000 Eichen“, in dem auch die Stiftung vertreten ist, abgestimmt werden. Seit 2004 steht das Kunstwerk „7000 Eichen“ unter Denkmalschutz.

Das Landschaftskunstwerk „7000 Eichen“ kann als die am großflächig verteilteste Skulptur der Welt angesehen werden. In Kassel prägt sie wie kein anderes Kunstwerk das Stadtbild der im Krieg schwer verwüsteten Stadt. Das prozesshafte Werk repräsentiert beispielhaft den ins Soziale erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys („Soziale Plastik“).

» (...) dass nämlich das Bewusstsein für die Idee jener Skulptur wächst, für die wiederum 7000 Eichen ihrerseits eine „Vorab Skulptur“ ist und die Joseph Beuys die „Soziale Skulptur“ genannt hat. Diese wurzelt in den Menschen selbst, sie ist nichts Abstraktes und Ausgedachtes und nicht indoktrinierbar. Aber sie ist zu entdecken in jedem, wenngleich erst in ihrem Keimzustand – aber das kann uns schon jede Eiche, jeder Baum sagen, dass wirklich Lebendiges als Keim entsteht. Dass das so ist, dafür steht der Basaltstein und auch dafür, dass in Zukunft „Natur“ in der Freiheitsnatur des Menschen neu begründet und nur in ihr begründet sein wird.«
[Stiftung 7000 Eichen]

»Die Bäume sind nicht wichtig, um dieses Leben
auf der Erde aufrecht zu erhalten. Die Bäume sind wichtig,
um die menschliche Seele zu retten.«
[Joseph Beuys]



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