Inspiriert durch die Natur

Rudolf Belling (*1886 Berlin †1972 Krailling):
Blütenmotiv als Friedenssymbol (1971/72)

Bronze, 645 cm hoch.
Standort: Schuttberg, Olympiapark München

"Nun ist aber doch gerade die Dreidimensionalität der fundamentale Unterschied zwischen Malerei und Skulptur, die also auch betont werden muss. Celline sagte einmal, eine gute Skulptur müsse 'zwei, drei, fünf oder sogar sieben gute Ansichten' zeigen. Ich meine, sie sollte eigentlich nur gute Ansichten zeigen!" [Rudolf Belling, 1956]

Nach Belling sei der Friede eine Pflanze, "die aus dem Boden sprießt und gehegt und gepflegt werden muss". Das Symbol der Hoffnung und der Zukunft, von Belling "Schuttblume" genannt, erwächst denn auch einem Hügel, der aus den Trümmern Münchens nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeschüttet wurde. Es erinnert mithin an die Bedeutung des Wachhaltens, des Erinnerns der Vergangenheit - für die Zukunft. Das Mahnmal gegen Krieg und Verwüstung entstand auf Vorschlag des Kulturreferenten Herbert Hohenemser und wurde vom Deutschen Gewerkschaftsbund und der Landeshauptstadt München anlässlich der Errichtung des Olympiageländes für die 20. Olympischen Spiele 1972 gestiftet und in Auftrag gegeben.

Die Verhandlungen über den Standort seiner letzten Großplastik, “Blütenmotiv“, auf dem Münchner Olympiagelände verlaufen zu Ungunsten seines Konzepts, ein Friedensmahnmal weithin sichtbar aufzustellen. Zu sehr ist das Architektenteam um Günter Behnisch gegen eine konkurrierende künstlerische Dominante zur Zeltdachsilhouette der Sportanlagen. Die Aufstellung der Plastik am Rande des Geländes im Jahr der Olympiade, 1972, erlebt Belling nicht mehr. [Quelle: Biografie]

Belling schuf 1919 mit Dreiklang eine der ersten abstrakten Skulpturen überhaupt. Während der Weimarer Republik zählte er zur internationalen Avantgarde. Von den Nationalsozialisten werden seine Werke als “entartet“ diffamiert, zerstört oder eingeschmolzen. Aus Protest tritt er aus der Preußischen Akademie der Künste in Berlin aus. Aus seiner Emigration 1937 in die Türkei kehrt er erst 1966 nach Deutschland zurück. 1956 wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Literatur:
→ Gavriel D. Rosenfeld: Architektur und Gedächtnis. München und Nationalsozialismus - Strategien des Vergessens. Dölling & Galitz Verlag, München, 2004, S. 360 - 365.
→ Kay Schiller, Christopher Young: The 1972 Munich Olympics and the Making of Modern Germany. University of California Press, 2010

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 7/2009 Heinz Theuerkauf. Alle Rechte vorbehalten]