SkulpTour Hannover

Niki de Saint Phalle (*1930 Neuilly-sur-Seine/Paris  †2002 San Diego):
Nanas (1974)

Polyester. Standort: Leibnizufer ("Skulpturenmeile"), im Rahmen des Straßenkunst-Programms aufgestellt. Saint Phalle provozierte. Mitte der 1960er Jahre entstanden ihre ersten Nanas, mit denen sie selbstbewusste Weiblichkeit und das Recht auf freie Lebensgestaltung - ohne Rücksicht auf Konventionen - zum Ausdruck brachte. Zu einem Zeitpunkt, zu dem das gesunde Volksempfinden noch durch wohlgeformte Nackedeis und junge Knaben (meist heimischer Provenienz) geprägt war, mit denen viele deutsche Städte ihre Bürger an öffentlichen Gebäuden und Plätzen (im Rahmen des Kunst-am-Bau-Programmes) beglückten, mussten die üppig-runden, lebensfrohen Nanas frivol erscheinen - zumal bei Gesamtkosten in Höhe von 150.000 DM. Eine Bürgerinitiative gegen die Aufstellung dieses Kunstwerks füllte eine Stadthalle und schaltete ganzseitige Anzeigen in den Tageszeitungen. Daraufhin stoppte die Stadt abrupt das sogenannte "Experiment Straßenkunst" (erst 1970 gestartet). Heute sind die Hannoveraner stolz auf diese Arbeit und die Künstlerin Ehrenbürgerin der Stadt (seit 2000). In jenem Jahr übereignete Saint Phalle auch der Stadt Hannover ein Konvolut aus mehr als 400 Werken - von den frühen Assemblagen über die Schießbilder bis hin zu Skulpturen und Zeichnungen - zur Verwahrung und Präsentation durch das Sprengel Museum Hannover. 2004 spendeten die Bürger Hannovers über 150.000 Euro für die Restaurierung "ihrer Nanas". Die Künstlerin hatte 1969 eine große Ausstellung im Kunstverein Hannover, 1981 widmete das Sprengel Museum Hannover ihr eine große Retrospektive.

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © Hans Peter Brickl. Alle Rechte vorbehalten]