SkulpTour Düsseldorf

Erwin Heerich (*1922 Kassel †2004 Meerbusch): Ohne Titel (Tor) (1986)

Basaltlava. Die aus acht gleich hohen Einzelteilen gearbeitete Skulptur wurde als so genanntes Tor anlässlich der Bundesgartenschau 1987 am Eingang des Südparks aufgestellt. Bereits in den 1960er Jahren hatte Heerich eine entsprechend Kartonplastik gestaltet (Museum Schloss Moyland). Durch die Übertragung ins monumentale Format wird die Plastik zur begehbaren Skulptur und bekommt architektonischen Charakter. Sie unterstreicht Heerichs Aussage, dass er bei seiner plastischen Arbeit nie ein Interesse am Abbildhaften, sondern immer nur am Architektonischen hatte.

Die Umkreisung des Tors »fördert die Einsicht zutage, dass es Heerich darum geht, die in der ersten Konfrontation vorrangige Asymmetrie durch einen prüfenden Sehvorgang wieder zur Balance und zum Regelmaß zurückzuführen. Der äußere Umriss der 9 m hohen Skulptur ist ein präzises Rechteck mit einem waagerechten Durchmesser von 4.50 m, entspricht also in der Silhouette zwei aufeinander gestellten Quadraten. Die vertikale Teilung ergibt vier gleiche Abschnitte in Gestalt von Steinblöcken. Die drei unteren stellen die Pfeiler des Bogens; sie sind auf einer quadratischen Grundfläche entworfen, die jeweils ein Viertel der Gesamtbreite besetzen, so dass die Hälfte für den Durchgang frei bleibt. Einer der Pfeiler ist durch ein tiefe Furche, die präzise ein Viertel des Volumens bis in den Pfeilermittelpunkt ausschneidet, in der Masse gemindert, der andere erfährt die gleiche Minderung des Volumens durch eine präzise Abschrägung der inneren Ecken. Die beiden bekrönenden Blöcke setzen die Kanten von Einkerbung und Abschrägung fort und bewirken so einen asymmetrischen Spitzbogen. (...) Die Asymmetrie der Öffnung bedingt auch eine aus der Mitte verschobene Teilungsnaht der Deckblöcke. Im Inneren des Spitzbogens stoßen der Deckblock mit dem konvexen Pfeilerquerschnitt und der Deckblock mit dem konkaven Pfeilerquerschnitt kniekehlenartig zusammen.

Das in lebendigem Wechsel teils grobporige, teils feinporige Material der Basaltlava ist mit großer Sorgfalt in seiner Zusammenstellung ausgewählt, bearbeitet und fugenlos an Ort und Stelle versetzt. Trotz der Wucht der Gesamtform und der sich selbstverständlich mitteileinden Gewichtigkeit der aufragenden Skulptur bewirkt die Bearbeitung der Außenhaut zugleich eine Empfindung von Eleganz, Grazie und Verletzbarkeit bei eingehender Betrachtung.«
[nach: Hans van der Grinten: Erwin Heerich. In: Bernd Dieckmann: Skulpturen im Südpark Düsseldorf, Düsseldorf 1987, S. 56]

Die klar nachvollziehbaren Konstruktionsprinzipien des Tores entwickeln somit eine komplizierte Dynamik, die sich einer visuellen Eindeutigkeit widersetzt. [Michael Voets, zitiert nach: Kulturamt Stadt Düsseldorf]

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 2012 Dr. Margot Klütsch. Alle Rechte vorbehalten]