SkulpTour Berlin

Richard Serra (*1939 San Francisco, lebt und arbeitet
außerhalb New Yorks und in Nova Scotia/Kanada):
Berlin Junction (1986-1987)

Corten-Stahl, 2 Elemente je 390 x 1365 x 5,5 cm.
Auftraggeber / Eigentümer: Zeitgeist-Gesellschaft / Land Berlin.
Standort: Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str. / Tiergartenstr.

Serra ist vielleicht einer der wenigen Künstler, der Kunst schlussendlich um des betrachtenden und erlebenden Menschen willen macht. Nicht, um den Ort zu "dekorieren", nicht, um immer neue Auflagen optisch ansprechender ("zugänglicher") Kunst auf den Markt zu werfen, nicht, um Selbstbetrachtungen in Form idiosynkratischer Stilpflege zu betreiben, sondern um dem Gegenüber, dem Betrachter, neue Raum- und Selbst-Erfahrungen zu ermöglichen. Insbesondere mit dem Urbanismus und der modernen Stadtlandschaft setzte er sich - mal sensibel, mal provokant - auseinander. Seine Berlin Junction reagiert zum einen formal auf die Architektur von Hans Scharoun. Zum anderen verschafft sie dem Passanten, der sich in den Raum zwischen den beiden Stahlplatten begibt, ein ganz individuelles Erleben der Enge. So wie auch die Musik in einem großen Konzertsaal letztlich individuell erlebt wird.

Serra - ein Amerikaner, der in Europa groß wurde - fand nicht zuletzt in deutschen Stahlwerken seine Partner. Gut möglich, weil sie seine ausgefallenen Auftragsarbeiten am ehesten mit der geforderten Präzision realisieren konnten. Serra war Teilnehmer der documenta 5 (1972), documenta 6 (1977) und documenta 8 (1987) in Kassel. Zweimal, 1984 und 2001, war er zur Biennale von Venedig eingeladen. Seine Einzelausstellung im Centre Pompidou, Paris, (1983) hatte er 24 Jahre, bevor er das Museum of Modern Art, New York, retrospektiv bespielte (2007).

[Foto: © 2008 tew]