SkulpTour Berlin

Ansgar Nierhoff (*1941 Meschede/Westfalen †2010 Köln):
Die Bastion (1980-81)

Dreiteiliges Environment, Stahlblöcke, massiv je 300 x 55 x 55 cm.
Standort: Potsdamer Straße 33, vor der Staatsbibliothek.
Eingeladener (beschränkter) Wettbewerb der Bundesbaudirektion.

Ende der 1970er Jahre wandte sich Nierhoff ganz dem Schmieden massiver Stahlplastiken zu. Schlicht im Hinblick auf ihre Form sind diese Arbeiten ganz auf das Material und den Prozess des Schmiedens bezogen. In dieser Hinsicht ist Nierhoff vielleicht nur noch mit den Stahlplastikern Richard Serra und Alf Lechner zu vergleichen.

»Ansgar Nierhoffs Kunst versteht sich auf Korrespondenzen mit dem Umraum, mit Architektur und Natur, mit der weiten Landschaft und dem geschlossenen Platz. (...) Auf individuelle Weise respektvoll antwortet Nierhoffs Kunst auf die jeweilige besondere Geschichte des Ortes. Nierhoff hat eine Vorliebe für definierte Plätze - wie zwischen St. Andreas und Deutscher Bank in Köln -, weil hier Skulptur nicht Stadtreparatur bedeutet, sondern geistige Entfaltung meint. Die von Nierhoff gestalteten Platzräume haben einen äußerst konzentrierten Charakter und wirken identitätsbildend. (...) Nierhoffs Skulpturen im öffentlichen Raum sind Setzungen und schaffen Male, bilden Orte. Sie wirken trotz ihres innovativen Charakters stets so, als seien sie schon ewig da.«
[Prof. Dr. Frank Günter Zehnder in der Laudatio zur Preisverleihung des
August-Macke-Preises der Stadt Meschede am 10. September 2000]

Nierhoffs Environment lässt sich als Hommage an das in Büchern versammelte Weltwissen lesen: Es überdauert den Autor und lebt fort (der stelenartige Block vor dem leeren "Grab") - es passt in kein Schema (der Block füllt die rechteckig ausgesparte Form nicht) - das Weltwissen liegt mehrheitlich außerhalb meines Erkenntnishorizonts, es kommt im günstigen Fall lediglich zu einer Berührung (der Block, der neben der rechteckig ausgesparten Form liegt).

[Foto: © 2008 tew]