SkulpTour Berlin

Josef Erben (*1936 Mährisch-Ostrau, lebt und arbeitet in Berlin):
Pyramide (1985-87)

Drei vorgespannte, zu einer Einheit gefasste Stahlrohre: V4-A-Stahl, je 6.3 mm stark, 17 m lang, Gewicht: 2 t; Stahlseil: V2-A-Stahl, 20 mm Querschnitt, ca. 48 m lang, Gewicht: 500 kg. Zwei stahlbewehrte Betonfundamente nehmen die Zugkräfte auf. Standort: Mittelstreifen des Kurfürstendamms / Bleibtreustr. Eigentum: Land Berlin.

Die Arbeit entstand zum vieldiskutierten Projekt "Skulpturenboulevard Kurfürstendamm" anlässlich der 750-Jahr Feier Berlins 1987. Das Stahlseil zieht an den Stahlrohren und biegt sie ein wenig nach unten. Zur zunächst plastischen Verformung tritt eine elastische Verformung, zuletzt auch: durch den Wind. Von der gedachten dreiseitigen Pyramide sieht man nur die Kanten. Die Arbeit scheint fast schwerelos, sie besteht - gewissermaßen - aus reiner Spannung. Räumlich gesehen, verbindet die Skulptur über das Stahlseil die Mittelstreifenköpfe des Kurfürstendamms. Die Schulter (das obere Ende) der Stahlrohre zieht sie über das Zentrum der Kreuzung, wo sich die Straßen orthogonal kreuzen. Die Skulptur nimmt so die Mitte ein, ohne sie zu besetzen. Erben gelingt es mithin, ein monumentales, ausgreifendes Kunstwerk mitten in den Stadtraum zu pflanzen - ohne diesem (viel) Raum zu entziehen. Und ganz gleich, von wo der Betrachter schaut: die "Welle" (wie Erben sie, von der Bleibtreustraße aus gesehen, nennt), die über die Kreuzung hinwegrauscht, scheint immer schief.

Neben einer Firma, die die Stahlrohre lieferte und solchen für die Betonarbeiten und Bauausführung zog Erben für dieses Projekt auch einen Ingenieur und einen Statiker hinzu. Mehr: Skulpturenboulevard Kurfürstendamm Tauentzien. Kunst im öffentlichen Raum Berlin 1987. Hrsg. Neuer Berliner Kunstverein, Dietrich Reimer Verlag, Berlin, 1987, S. 88-113

[Foto: © 2008 tew]