SkulpTour Berlin

Mark di Suvero (*1933 Shanghai, lebt und arbeitet in Petaluma / Kalifornien, New York und Chalon-sur-Saône): Galileo (1996)

Stahl, patiniert, 14 x 12 x 13.20 m.
Standort: Marlene-Dietrich-Platz.
Eigentum: Daimler Kunstsammlung, erworben 1998

Im Vergleich zur viel früheren Leverkusener Arbeit Mahnmal zum Gedächtnis des Widerstands im Dritten Reich (1960) des Deutschen Hans Uhlmann fallen einseits Ähnlichkeiten wie das Ausgreifen in den Raum und der dynamische Ausdruck auf, andererseits aber auch die gröbere Machart von Galileo. Di Suvero ist stärker an der physischen Präsenz interessiert, das Material überlässt der Witterung. Die Erscheinung des Kunstwerks ist denn auch weniger sublimierte Energie als ein "ich mache das so groß und lapidar, weil ich es kann." Galileo - Begründer der auf Experimenten beruhenden wissenschaftliche Methode in den Naturwissenschaften - verfocht das heliozentrische Weltbild, das im Widerspruch zum herrschenden ptolemäischen - geozentrischen - Weltbild stand. Er musste sich einer Untersuchung durch die kirchliche Inquisition unterziehen und seinen "Irrglauben" mit Hausarrest bis an sein Lebensende bezahlen. Wer genügend Fantasie mitbringt, mag in den kreisförmigen Elementen die Planetenbahnen um die Sonne erkennen und in den Stahlträgern Sonnenstrahlen. [Galileo glaubte nicht an die von Kopernikus vorgeschlagene Ellipsenform der Umlaufbahnen.] Eine Huldigung an das Querdenken und die Unbeirrbarkeit des schöpferischen Individuums.

[Foto: © 2008 tew]