SkulpTour Berlin

Udo Dagenbach / Andreas Steiner / Alexander Khomiakov:
Panoptikum (1994-2006)

Beton C35 mit 2 Prozent Zuschlag gefärbt, damit er die Farbe der Mauerfugen erhält. Kantenlänge des Würfels 5.50 m, Rahmendicke 50 cm. Standort: Geschichtspark ehemaliges Zellengefängnis Moabit

Der Kubus steht an der Stelle des ehemaligen zentralen, panoptischen Überwachungsraumes des Gefängnisgebäudes, von wo aus alle fünf Flügel des sternförmig angelegten Baus eingesehen werden konnten. In den 1840er-Jahren als „Preußisches Mustergefängnis Moabit“ errichtet, galt es damals als besonders moderne Haftanstalt, weil die Gefangenen in Einzel- und nicht mehr in Gemeinschaftszellen untergebracht wurden. Man glaubte, dass strenge Einzelhaft die Gefangenen vor dem schlechten Einfluss der Mitgefangenen bewahren könnte und dadurch eine Besserung der Häftlinge möglich sei. Die Isolationshaft trieb etliche Menschen dazu, sich in der Haft umzubringen, andere trieb sie in den Wahnsinn. Ab Juli 1944 waren die Widerstandskämpfer des 20. Juli in Moabit inhaftiert. Wer noch lebte, wurde in der Nacht des 23. April 1945 auf die andere Seite der Gleistrasse geführt und dort erschossen. An diesem geschichtsträchtigen Ort plante und gestaltete der Berliner Landschaftsarchitekt Udo Dagenbach eine Kombination von Bürgerpark und Gedenkstätte in Form eines architektonischen Gartens. 16 Jahre hat die Erarbeitung und Umsetzung des Projektes gedauert, die Bauarbeiten von 2003 bis 2006. Die Beton-Oberfläche wurde beispielsweise sandgestrahlt, damit sie verletzt aussieht wie die Verletzungen, um die es in der Gefängnisgeschichte geht. Das Gesamtkonzept wurde mit dem Deutschen Landschaftsarchitekturpreis 2007 ausgezeichnet.

Mehr: Geschichtspark Ehemaliges Zellengefängnis in Berlin-Moabit, glaßer und dagenbach Garten- und Landschaftsarchitekten

[Foto: 2008 istela1, flickr. Lizenz: Creative Commons Namensnennung - keine kommerzielle Nutzung - keine Bearbeitung]