SkulpTour Berlin

Joannis Avramidis (*1922 Batumi/Georgien †2016 Wien):
Polis (1965-68)

Bronze.
Standort: Neue Nationalgalerie, erworben 1969/70

Seine auf ein schlankes Volumen und einschnürende Linien reduzierten Stelen zeigen Menschen, meist in Gruppen beieinander stehend, geradezu miteinander verschmolzen. Für Volker Plagemann abstrahierte Avramidis hier nicht von einer menschlichen Figur, sondern einer abstrakten Form wurden menschliche Proportionen aufgedrückt [Kunst im öffentlichen Raum - ein Führer durch die Stadt Hamburg, 1997]. Auf mich persönlich wirken die Figuren wie abgekapselt, unnahbar, als wäre man als Betrachter von etwas ausgeschlossen. Stellen sie womöglich die Sehnsucht nach Aufgehobenheit in einer Familie dar? Verfolgung und Tod des Vaters in Haft in Batumi (UdSSR) zwangen die griechische Familie 1939 zur Auswanderung nach Griechenland.

Avramidis, in Batumi / Georgien und von Fritz Wotruba in Wien 1953 bis 1956 ausgebildet, vertrat Österreich bei der Biennale von Venedig 1962. 1964 und 1977 stellte er auf der documenta, Kassel, aus. 1966/67 hatte er eine Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste Hamburg inne. 1973 wurde ihm der Große Österreichische Staatspreis für Bildende Kunst verliehen.

[Foto: © 2008 tew]